Sinnfragen
Unser Alltag in der Pflege wirft immer wieder subtanzielle Fragen auf, die wir gemeinsam in einem sogenannten Konzeptkreis bewegen und aus unserer je eigenen Spritualität beantworten. Dabei erleben wir unsere Vielfalt als Geschenk - jede Sicht hat ihre Berechtigung.
Eine wichtige Ideengeberin ist uns Helga Dörries.
Ihrem Erfahren, Erforschen, Durchdenken und Verbalisieren widmen wir diese Seite.
Bei den Bildern finden Sie ihre wunderbaren Texte mit großer Tiefe.
Ein Teil der Texte ist dem bibliophilen Brevier "Helga Dörries" entnommen, das Heiko Schaaf im Advent 2022 für Die Christengemeinschaft - Michaelskirche in Schwabing - herausgegeben hat. DANKE!
Und wenn Sie eine Ansicht haben, die uns noch fehlt dann bereichern Sie uns gerne - wir sind dankbar dafür!
CHRISTUS
Man kann ihn nur verstehen
wenn man im Zwischenreich ist
lebend
und schon nicht mehr lebend
das ist der geheiligte Raum
der schneeweiße Raum
Da liegt er
steht
geht
geht in uns
und verschwindet
um Horizont zu sein und alle Aufgänge
und Untergänge zu stiften
Seht seine Aufgehung
seine Sonne
seinen Überfluß
die Speise für uns alle
Diesen Gedanken habe ich nicht erzeugt
Wer?
Erfinden geht nicht mehr
in uns - ist das Unser
Weshalb muss ich diese Gedanken haben?
Christus spricht
in mir: hört auf
mich zu verehren
denn so lange
ihr mich verehrt
werde ich
nicht in Euch
sein -
weshalb
setzt Ihr
mich so in
ein Außerhalb
Eures Wesens
„esst mich
auf - lasst
keine Reste“
Auch die Hierarchien melden
dass sie immer in uns wirken
nicht nur in den 12 Nächten - jeder
Fingernagel weiß das.
Pflege ist oft gleichgesetzt mit "geben" - gibt es auch etwas was wir "nehmen"?
"Ich entwickle mich, indem ich pflege - ich hätte mehr Angst vor dem Tod, wenn ich diesen Beruf nicht hätte".
"Gute Pflege wirkt wechselseitig - Pflege erfahren beide, der Gepflegte und der zu Pflegende. Pflege ist ein Schulungsweg - man kann im Pflegen wachsen".
"In der Pflege erlebe ich echte Begegnungen, die bekomme eine Anerkennung, wie ich sie sonst nicht finde".
"Wir entwickeln Ehrfurcht in der Begegnung mit gelebtem Leben.
Alte wecken in uns Kräfte der Ehrfurcht. Alte Menschen entwickeln oft Dankbarkeit in sich und wenn wir ihnen wirklich begegnen auch in uns".
"Patienten helfen uns, Kräfte entstehen zu lassen die wir noch nicht haben.
Patienten entbinden was in uns, was noch nicht da ist - da sind sie wie Geburtshelfer.
Wir halten sie seelisch und sie halten auch uns".
"Pflege hat einen sozialen Auftrag, einen Kulturauftrag. Was wäre unsere Gesellschaft, wenn es die Alten nicht gäbe - und die jungen, die für sie Fürsorge übernehmen".
"Pflege ist wechselseitige Nährung: Pflege ist ein Dienst, der sich in einem Feld vollzieht – ein Dienst, der näheren kann in einem Feld, das nährend sein kann".
"Pflege, die Weite ist - Ich im Kontakt - schöpferisches Tun – Pflege ist Hüter von Wärme und Licht - die Welt ist ein Heilort und einer des Anderen Pfleger und Hüter und Bruder".
"Alte Menschen sind dem Himmel nah - und der Himmel ihnen. Indem wir pflegen dürfen, bekommen auch wir Himmelsnähe".
"Die Alten entwickeln in uns Helfersinn und Liebekraft - wir lernen uns zu zuwenden. Zuwendung und Ich-Überschreitung ist unsere Übung, unsere Lernaufgabe".
"Wir brauchen den Beitrag zum Wohl des Anderen, um uns zu entwickeln. Für die Anderen arbeiten - sich anderen zuwenden etwas für andere tun – fördert und entwickelt uns selbst".
"Pflege hilft uns in die transpersonale Dimension zu gelangen. Und ab und zu ist es einfach heilsam, sich selbst vergessen und loslassen zu können".
"Indem wir pflegen wirken wir heilsam über die Pflege hinaus – wir tragen bei zur Heilung der Welt.
Dienst als Weltgestaltung Weltverwandlung. Wir bauen die Welt in dem, was wir tun: pflegen - bauen – heilen."
"Alte pflegen heißt Angst verlieren. In der Pflege ist Hoffnung - etwas, was trägt. Die geistige Welt ist schon mit im Raum, wandelt, hilft und nimmt die Angst."
"In der Pflege gehen wir mit dem Christus - er ist in der Mitte. Vergänglichkeit ist keine Niederlage. Der Tod endet mit der Auferstehung".
Hat Alter einen Sinn - liegt darin ein Gewinn?
"Der Mensch ist ein Werdewesen, das mit jedem Lebensalter etwas Neues in sein Leben hineinzieht"
"Alter ist produktiv - jedes Alter bringt neue Offenbarungen. Jedes Jahr bringt uns der Fülle der Offenbarung näher"
"Alter befreit aus der Kurzsichtigkeit und Leibgebundenheit der Jugend befreit von Angst."
"Reichtum des Alters ist, das was ich denke auch zu fühlen. Es nicht abstrakt nicht teilnahmslos nicht analytisch zu erfassen sondern es ganz zu durchdringen mit den Kräften des Herzens. Es ist die Parzival-Frage „was kümmert dich“ - das Interesse für den anderen. Die alten sind zur Gegenwart befreit."
"Die Seele macht sich frei vom Leib und wendet sich dem Geist zu. Die Seele darf den Tod des Leibes nicht mitsterben."
"Die Seele ist bedroht durch den Materialismus. Aufgabe des Alters: Materialismus überwinden - Leib überwinden – heilsgewiss werden – Heilsgewissheit schenken"
„Ich muss warten auf das Altwerden dann werde ich Dinge erfahren die ich früher nicht erfahren konnte“ - Alter ist erwartungsvolles Leben – wie im Advent. Man geht zu auf ein Ziel, das außerhalb des Lebens und der Welt liegt – ewiges Leben"
"Der versagende Leib setzt seelisch-geistige Kräfte frei. Das Materielle fällt ab, das Geistige wird spürbar. Auferstehung mittendrin. Hochaltrige nehmen uns mit in andere Welten haben schon ewiges Leben in sich."
"Alte sind in Entwicklung - Alte bereiten sich auf etwas vor - Alte arbeiten an ihrer Exkarnation - sie müssen sich aus ihrem Leib herausarbeiten und aus der Welt des Leibes - sie arbeiten sich hinein in eine Welt des Geistes – und holen damit Geist in die Welt und zu uns"
"Alte sind befreit zu geheimnisvollem Erwarten. Das Ich geht in die Zukunft aus der Zukunft kommt ihm etwas entgegen. Ich habe etwas zu erwarten. Durch das Alt-Werden kommt mir etwas von vom Geheimnis des Menschen entgegen."
"Alter ist Rückschau. Anschauen dessen, was mir wiederfuhr. Bilder herauf steigen lassen. Vergangenes, Erfahrenes verarbeiten - den roten Faden finden - dankbar werden, Vertrauen fassen".